Wie läuft eigentlich eine Sportmedizinische Rehabilitation ab? Wie bereitet man sich darauf vor? Was muss man beachten?
Hier findet Ihr einige Tips, wenn Ihr z.B. nach einer Sportverletzung eine Medizinische Rehabilitation (früher: Kur genannt) abgekürzt REHA über Eure Krankenkasse oder Rentenversicherung (Bund Berlin) genehmigt bekommen habt. Eine Kur, also Erholung ist eine Reha aber wirklich nicht, Ihr habt einen sehr straffen Zeitplan (ab i.d.R. 8 Uhr morgens bis 18 Uhr!) und alle Anwendungen müssen von Euch abgezeichnet werden, Eure ordnungsgemäße Durchführung wird also kontrolliert. Faulenzen gilt nicht!
Eine Kofferpackliste, damit Ihr nichts vergesst, findet Ihr hier.
Der nachfolgende Tagesplan zeigt Euch eine dreiwöchige Reha-Massnahme im Bereich Orthopädie auf, diese erfolgte im Januar 2016 in der Medical Park Klinik Bad Wiessee am schönen Tegernsee. Mrs Wellness macht den Reha-Klinik-Check in eigener Sache.
Tag 1:
Dieser Tag dient zum Ankommen und Auspacken der Koffer und enthielt keine Anwendung,
selbstverständlich kann Sauna und Schwimmbad selbständig genutzt werden (quasi Ruhe vor dem Sturm).
Man erhält die Zuweisung zum Tisch im Speiseraum des Restaurants und lernt seine Reha-Mitstreiter beim Mittag- und Abendessen kennen.
Der Arztbrief und die Bestätigung, dass man Reha-tauglich ist, sollte bei der Rezeption bzw. beim Stadionsarzt bzw. Stadionsärztin abgegeben werden, auch übergibt man die Befunddaten auf CD-ROM (z.B. Röntgen, lesbar über die Software OsiriX Lite).
Es gibt eine erste kurze Aufnahmeuntersuchung (Blutdruckmessung, Temperatur (über das Ohr), Gewicht (mit Kleidung aus Hygienegründen) und ein Erstgespräch mit dem zuständigen Arzt (m/w) der Rehaklinik, in diesen werden auch die Reha-Ziele der Patientin geklärt.
Auch erhält man einen Termin mit der Diätassistentin, bei dem Allergien und Ernährungspläne besprochen werden, auf individuelle Wünsche insbesondere Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Gluten oder Kuhmilch wird eingegangen und dies im Speiseplan individuell berücksichtigt.
Tag 2:
Das Reha-Sportprogramm startet mit einzelnen Anwendungen, die individuell für jede Patientin festgelegt werden,
Frühstück schon ab 7.00 Uhr.
Die Termine können eng aneinander sein, wenn man mal Pause hat, braucht man diese auch zum Erholen,
Reha ist kein Ponyhof! Es bleibt kaum Zeit für einen Kurschatten!
Tag 3:
Früh morgens nüchtern gibt es eine Blutabnahme mit Analyse der Hämatologie, Proteindiagnostik und der Klinischen Chemie.
Die o.g. Klinik hat ein sehr gut ausgestattetes Zentrallabor, so liegen die Ergebnisse pro Patient schnell vor. Den Befund könnt Ihr ausgedruckt mitnehmen.
Es folgen weitere Einzelanwendungen z.B.
Motorschiene (diese dient der Verbesserung der Beweglichkeit z.B. der Hüfte oder der Beine)
Cryojet/Eis (diese Kälteanwendung z.B. an der Schulter reduziert Schmerzen und Entzündungen)
Einzeltermine mit Krankengymnasten (Physiotherapie)
Wassergymnastik (im Anschluß, wenn man keine andere Gruppe stört, kann man noch schwimmen, man ist ja eh schon im Wasser und kann so die Behandlungspausen nutzen)
Es werden verschiedene interessante Vorträge in der Gruppe angeboten, z.B. über Alltagsdrogen (Medikamente, Alkohol und Nikotin), über Osteoporose oder ADL (Activity of daily life), also wie man Kisten trägt, ins Auto einsteigt, bei Hüft-OP die Socken anzieht etc.
Es erfolgt eine Einweisung in das Medizinische Training (MTT) durch einen kompetenten Physiotherapeuten (m/w), der individuell auf Beschwerden, Schmerzen etc. der Patientin eingeht. So wird ein kurzer Trainingsplan erstellt (z.B. Aufwärmen auf dem Laufband und 5 weitere Übungen, die dann selbständig unter Aufsicht durchgeführt werden können), bei Fragen kann man sich jederzeit im Bewegungszentrum an die Physiotherapeuten wenden.
Im Rehaplan steht ggfs. abends freies Schwimmen, d.h. auch eigenes Wiederholen der Übungen aus der Wassergymnastik-Gruppe.
Die Physiotherapeuten legen Wert darauf, immer nur soweit zu trainineren, dass es nicht schmerzt, also keinesfalls über die Schmerzgrenze hinaus, nicht viel hilft viel.
Tip: Am Vorabend alle Sportsachen, Handtuch und Badezeug inkl. Badeschuhe/Schwimmbrille zu Recht legen und in die Tasche oder Rucksack packen, so ist man am nächsten Tag für alle Einheiten schon vorbereitet, auch ist es hilfreich, den Tagesplan für den kommenden Tag vorher genau anzusehen, damit man weiss, welche Therapien aneinanderfolgen und wo man dann im Haus hin muss, zwischen Behandlungsräumen und Schwimmbad können eben längere Wege liegen und man sollte sich gut orientieren. Der Zeitdruck bei einer Reha kann schon mal groß sein.
Es erfolgt eine Visite durch den Oberarzt in Begleitung der betreuunden Stationsärztin, hier kann man sich zu den ersten Tagen äußern, wie es einem geht, was weh tut, womit man nicht zu Recht kommt etc.
In der Reha folgen 2 x wöchentlich Arztvisiten. Auch wird psychologische Betreuung nach Wunsch angeboten.
Tip: Schreibt einfach ein kleines Tagesbuch mit Wünschen, welche Anwendung Euch nicht gut tut, was Euch schmerzt, was man vielleicht ändern könnte, und dieses haltet bei der kurzen Visite mit dem Oberarzt parat, so könnt Ihr gemeinsam die Punkte durchgehen und es wird nichts vergessen.
Reha-Kliniken wünschen sich AKTIVE PatientInnen, die an ihrem Reha-Erfolg engagiert mitwirken, nur auf die Massagebank sich legen und erwarten, dass die Krankengymnasten einen schon wieder mobilisiert bekommen, ist nicht geboten. Es zählt die Eigeninitivative!
Das Abendessen ist (in der o.g. Klinik) um 20 Uhr schon zu Ende, das wurde wohl so gewählt, weil man eh so körperlich k.o. ist nach einem Reha-Tag, dass jede Patientin früh zu Bett gehen kann (und dies ja auch braucht), in einer ungewohnten Umgebung schläft es sich vielleicht am Anfang schlecht (anderes Bett als Zuhause).
Tip: Nehmt Euer eigenes Kopfkissen mit Bezug mit, so könnt Ihr besser schlafen.
Tag 4:
Auch am Wochenende gibt es ein Therapieregime!
Wenn auch nur ein geringerer Anteil an Anwendungen, so startet wieder früh das Programm.
Ab mittags ist endlich frei.
Die ersten Tagen können einen körperlich ganz schön schaffen! Man fühlt sich platt. Aber ist vielleicht auch froh, endlich in guten Händen zu sein.
Tag 5:
Auch Sonntag gibt es 2 Anwendungen, eine Motorschiene und freies Training unter Aufsicht im Bewegungscenter.
Tag 6 bis 21 (im Regelfall einer 3wöchigen Reha, Verlängerungsoption ein paar Tage oder eine Woche):
Es folgen mehrere Sporteinheiten und Physiotherapie-Termine pro Tag, mal wieder ein neuer Vortrag. Der Massnahmenplan wird immer mal wieder individuell korrigiert.
Vor dem Abreisetag gibt es ein finales Gespräch mit dem betreuenden Arzt.
Tip: Rechtzeitig den Antrag auf IRENA, dem Reha-Nachsorgeprogramm direkt beim Klinikarzt stellen, so kann man 24 weitere Sporttermine bei einem Reha-Sportzentrum am Wohnort durchführen, die Kosten übernimmt die Rentenversicherung, außerdem erhält jede Sportlerin noch 5 Euro Fahrtkostenzuschuss pro Trainingstag.
Nach dem Abschluß des IRENA-Programms empfiehlt Mrs Wellness den Hausarzt oder Orthopäden aufzusuchen und die Rehabilitationsverordnung Muster 61 zu beantragen (muss zuerst von der Krankenkasse genehmigt werden), so kann man das Training in einem Rehasportzentrum fortsetzen (weitere 50 Termine!). Der Genesung steht also nichts im Wege.
Alle Angaben ohne Gewähr.
Literaturempfehlungen:
Rehasport: Verstehen, Umsetzen, erfolgreich sein (buchner pocket)
Winfried Möck
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